Die Geschäftsidee eines Trödelmarkt-Ausrichters brachte meine Frau und mich zu einem gemeinsamen Besuch eines eben solchen. Am Eingang hieß es: Frauentrödel bitte links, Männertrödel rechts. Obwohl bei den dargebotenen Modellbahnartikeln ja nicht wirklich von Trödel gesprochen werden kann. Während meine Frau also

nach dem üblichen Frauenkram forschte, gelangte ein alter Märklin Dampftriebwagen Kittel in meinen Besitz. Märklin Nummer 3425 Version 2. Dieser DW 8 ist ab Fabrik mit einem Delta-Decoder ausgerüstet worden. Delta-Decoder reißen mich nicht unbedingt vom Hocker. Schon die von der Fahrstufe abhängige Stirn- und Innenbeleuchtung sind mir ein Dorn im Auge. Also wurde der Bw-Neuzugang Zuhause erst einmal gründlich nach Umbaumöglichkeiten untersucht. 

Mit einer Schraube wird unter dem Rahmen eine Radsatzblende und eine Art Werkzeugkasten gehalten. An dem Kasten ist auch der Schleifer befestigt. Nimmt man dieses Teil vorsichtig ab, ist auch schon der Delta-Decoder frei gelegt. Der Decoder ist nicht per Kabel mit der auf dem Rahmen liegenden Platine verbunden, sondern einer dreipoligen Stecker-Buchse Kombination. Auch der Bahnstrom wird vom Schleifer nicht über ein Kabel zur Platine geführt, sondern über einen angelöteten Stift. Zu sehen unterhalb der Achse, die den hinteren Radsatz antreibt. Zum freien Blick auf die Platine wurde das Gehäuse, die Inneneinrichtung und der Motor entfernt. Die vier dünnen Metallhülsen sind die Halterungen für die Stecklämpchen.

Platz genug scheint in dem Werkzeugkasten für einen mSD/3 mit Kabelbaum zu sein. Nur die olle Achse stört mich gewaltig. Alles in allem reichlich wenig Platz für Lautsprecher und DuoLEDs und notwendige Kabelführung. Aber ich entscheide mich es zu versuchen. Gesagt, getan. Zuerst werden die nicht mehr benötigten Elemente, wie die vier gelben LEDs, der dreipolige Stecker, die zwei Vorwiderstände, der Kondensator am Motor und das Metallröhrchen für den Bahnstrom abgelötet. Es verbleiben die Bleche als Kontakt für den Motor, ein Kurzschlusswiderstand als Drahtbrücke und die vier Hülsen für die Innenbeleuchtung.

Die zum Einsatz gedachten DuoLEDs mit der Gehäuseform 0605 haben eine gemeinsame Anode. Die Frage war also, wie platziert man die LEDs so, dass möglichst wenige neue Kabel oder ähnliches verlegt werden müssen. Anode und Kathode für die sunny-white nach innen und die Kathode für rot nach außen. Um die LED so anlöten zu können, mussen die vorhandnen Leiterbahnen mit einer Dremel etwas weggefräst werden. Gut unter der Lupe zu erkennen. Auf dem rechten Bild ist die erste DuoLED bereits angelötet. Weiter oben sieht man den Kurzschlusswiderstand, der hier keinen anderen Sinn hat, als die beiden Leiterbahnen zu überqueren.

Für die zweite LED werden ebenfalls die Leiterbahen etwas gekürzt. Die Leiterbahn zwischen den LEDs wird mit der Dremel aufgetrent und der Vorwiderstand angelötet. Der Aufdruck 2201 auf dem SMD Bauelement steht für 220 * 10 hoch 1 Ohm, also 2,2 kOhm. Damit sind die LEDs noch relativ hell, aber mit dem mSD/3 kann man die Helligkeit ja noch dimmen. Der erste Leuchttest ist erfolgreich. Um die Anode der rechten LED frei zu bekommen (sie darf nicht mit der anderen LED verbunden sein), wird die untere Leiterbahn noch aufgetrennt und neu mit + und - versorgt.

Bevor es jedoch weiter geht, gibt es erst einmal einen kleinen Lichttest im Gehäuse. Die LEDs sitzen scheinbar gut unter den Lichtkörpern. Die Leuchtkraft ist mehr als ausreichend und kann später noch gedimmt werden. Beim Schlusslicht sieht man, dass die linke Lampe noch etwas mitleuchtet. Aber auch das ist kein Problem. Nach Abschluss der Umbauten wird einfach der Lichtleiter mit der Dremel getrennt und damit das Überleuchten in die linke Lampe verhindert.

Da die LEDs an den richtigen Stellen sitzen, wird die Leiterbahn, die jetzt noch die LEDs verbinden, aufgetrennt und mittels selbstklebender Kupferfolie an die vorhandenen Leiterbahnen gelegt. Die Leiterbahnen werden im vorderen Teil später an den gemeinsamen Rückleiter bzw. an das gelbe Kabel für die hintere Beleuchtung angeschlossen. Da nun die Anode der rechten LED bereiits fertig ist, fehlt nur noch für die rote LED der Anschluss für den externen Ausgang, z.B. Aux1. Dieser Ausgang wird ebenfalls aus dem vorderen Teil des Kittel über die Kupferfolie und einen Vorwiderstand herangeführt. Für das letzte Stück wird keine Folie verwendet, sondern der lackisolierte Draht eines alten, ausgebauten Dreipolankers.

Hier nun die Montage der LEDs im vorderen Teil des Kittel. Auch auf dieser Seite mussten die vorhandenen Leiterbahnen etwas gekürzt werden. Die linke LED ist bereits angelötet. Der Versuch der Stromeinspeisung (gem. Rückleiter und hinteres Strinlicht) war leider nicht von Erfolg gekrönt. Genau an dieser Stelle stört eine Wand innerhalb des Gehäuses. Da habe ich mir eine neue Stelle suchen müssen. Für die Installation des Vorwiderstandes bot sich der Austausch des Kurzschlusswiderstandes (siehe weiter oben) gegen einen 1 kOhm Widerstand an. Dieser Widerstand passt genau in eine Aussparung der Inneneinrichtung.

Nun ist es Zeit sich um die Unterbringung des mSD/3 zu kümmern. Mit einem doppelseitigen Klebeband wird der Decoder in den "Werkzeugkasten" geklebt. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass über dem Decoder noch Platz genug für die Antriebsachse bleibt. Die Kabel werden so gelegt, dass sie im Bereich des entlöteten dreipoligen Steckers zur Platine geführt werden können. Die Öffnung im Metallrahmen habe ich um ca. 8mm verlängert und entsprechende Löcher mit einem 1mm Bohrer in die Platine gebohrt. Rechts sieht man den bereits montierten Werkzeugkasten und die durchgeführten Kabel des Decoders. Auch die Zuführung des Aux2 für die rote LED an der vorderen Stirnseite ist hier zu sehen.

nach und nach werden die Kabel an die Leiterbahnen gelötet und immer wieder ein Lichttest gemacht. Schließlich ist es schnell passiert, dass die Kupferfolien oder die Lötstellen an den Leiterbahnen einen Schluss erzeugen. Oder, und as ist auch passiert, eine Leiterbahn wurde nicht durchtrennt und bildete so einen Kurzschluss. Der mSD/3 hat aber alles Dank der Kurzschlussfestigkeit überlebt. Auf dem rechten Bild sind alle bis auf die Kabel des Lautsprechers angelötet. Die vier Metallhülsen für die Stecklampen der Innenbeleuchtung habe ebenfalls eine Leiterbahn für die Stromversorgung bekommen.

Die Kabel und die zusätzlichen Lötstellen tragen etwas auf, daher muss die Inneneinrichtung an manchen Stellen abgeschliffen werden. Welche das sind, lässt sich gut mit Hilfe von Pauspapier feststellen. Das muss so oft wiederholt werden, bis die Inneneinrichtung ohne großes Drücken und Pressen auf die Platine passt. Für den Lautsprecher wird noch ein kleines Loch gebohrt. Zunächst wollte ich die kleinen Lautsprecher von Tams einbauen. Diese sind aber viel zu leise. Also habe ich mich für den quadratischen Lautsprecher aus den alten mSD entschieden. Passt soeben! Beide Lautsprecher aus dem mSD/3 passen nicht ohne weiteres hinein.

Zum guten Schluss werden noch die Preiserlein eingeladen, an den Vergnügungsfahrten des Kittel teil zu nehmen. Leider mussten den Fahrgästen die Füße amputiert werden. Wohl dem, der da auf der Aussichtsplattform stehen darf. :-)

Viel Spaß beim Nachbau!

Uwe

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